Konzert-Reisebericht Airwaves Festival Reykjavik 2011 - Samstag, 15.10.2011

Der Tag begann mit schönem Wetter, dann kam der Wind, dann der Regen – zwischendurch wieder Sonne und zugleich Regen… also ein typischer Isländischer Tag und genau das richtige Wetter um sich im gemütlichen Nordic House ein paar Bands anzuschauen.

Raised among Wolves (SK) : Nordic House (off-venue)
(http://raisedamongwolves.bandcamp.com/)

Eine Band, die wir bis anhin gar nicht kannten, jedoch aber beim Vorhören auf der Airwaves-Website schon vielversprechend tönte.
Die 7-köpfige Band musste eng zusammenrücken, um Platz im Nordic House zu haben, was aber der Vielseitigkeit ihrer Musik und Instrumente überhaupt nicht schadete – im Gegenteil, es erschien, als ob nun auch das Publikum wohlig zusammenrückte. Zwischen intimen, losen Instrumenten-Klängen, säuselte der Sänger um dann laut und mit der Kraft aller Instrumente in Songs einzubiegen welche eingängig erschienen und zugleich sperrig blieben.

Die danach folgenden Orphic Oxtra (IS) spielten Balkan-beeinflusste Orchestermusik – spannend, aber eine kleine Pause war angesagt…

danach:

Einar Stray (NO) : Nordic House

Einar Stray @ Nordic House

(http://www.myspace.com/einarstraymusic)
Der junge Norweger war kein ganz unbekannter für mich, zumal die Cellistin Julie Ofelia Østrem Ossum auch bei Pål Moddi Knutsen in der Live Band spielt und ich in diesem Zusammanhang schon ein paar Songs gehört hatte. Umso mehr die Neugierde, wie sich die vorgängig gehörten Studioaufnahmen Live umsetzen lassen. Schön war’s. Mit Piano, Geige, Cello, Schlagzeug, Bass, der eher tiefen Stimme von Einar Stray und mehrstimmigen Chor-Einlagen vermochte die musikalische, klangliche Vielfalt absolut zu begeistern.


Es war 16.00 Uhr als wir aus dem Nordic House kamen. Von der Sonne geblendet, entschlossen wir, einen gemütlichen Umweg in Richtung Stadtzentrum zu machen, richtig sommerlich…Am Abend ging’s dann weiter mit…

The Vintage Caravan (IS) : Gaukur Á Stöng

The Vintage Caravan @ Gaukur Á Stöng
(http://www.myspace.com/thevintage)
Da mir die jungen Blues-Rocker am Mittwoch schon sehr gut gefallen hatten, wollte ich die Chance nützen, sie nun auf einer “richtigen” Konzertbühne zu sehen. Hierfür war das ehemalige Sódoma - das Gaukur Á Stöng - genau der richtige Club. Das Bild war ähnlich wie am Mittwoch, das Blues-Rock-Publikum grösstenteils viel älter als die 3 jungen Musiker. Und dennoch, unbeirrt rockten sie los und das Publikum war ab dem 1. Song schon voll dabei. Als Publikums-Highlights kristallisierten sich die Songs „Psychodelic Mushroom Man“, „Let’s get it on“, Need a Woman“ und allem voran „Cocaine Sally“ heraus. Publikum und Band schienen grossen Spass zu haben.

Gut „aufgewärmt“ warteten dann schon einige auf die nächste Band im gleichen Club, während Anita sich auf den Weg machte, eine Kultfigur der Isländischen Musikszene Live zu erleben: Einar Örn mit

Ghostigital (IS) : Faktorý

Ghostigital @ Faktorý
(http://ghostigital.com)

Wie erwartet bot Einar Örn mit seiner Band eine unvergessliche Show: schräg, schrill, laut. Elektronische Beats, gepaart mit harten Gitarrenriffs und Bläsereinsätzen - dazu ein schreiender Frontmann. Faszination pur. Unbestritten: der Isländische Mike Patton.

Ich blieb in der „warmen Stube“ um mich überraschen zu lassen von

Biggibix (IS) : Gaukur Á Stöng

Biggibix @ Gaukur Á Stöng
(http://www.myspace.com/biggibixmusic)
Beim letztjährigen Airwaves Festival hatten wir Biggibix in einem Hinterhof spielen sehen und waren der Ansicht, dass er es auch nie bis weiter nach vorne schaffen würde – so kann man sich täuschen…
Biggibix 2011 spielten rockige, kraftvolle Songs, die zwar eingängig aber nicht langweilig waren. Sänger und Gitarrist Birgir Örn erwies sich als guter Frontmann und Birkir Rafn Gíslason, der auch bei Lára in der Band spielt, bereicherte die Songs mit seinem Gitarrensound.

Danach musste auch ich wieder in die Kälte raus – aber nur über die Strasse, in’s Amsterdam:

Hamferð (FO) : Amsterdam

Hamferð @ Amsterdam
(http://www.myspace.com/hamferd)
Von den 6 Fähringern kannte ich schon das Mini Album “Vilst er síðsta fet”  welches sich sehr vielversprechend anhört und ich war gespannt, wie sie die anspruchsvollen, komplexen Songs live rüberbringen würden. Schon ab den ersten Tönen wurde klar, es wird sehr laut werden; was aber zu den düsteren, kraftvollen Songs passte. Der robuste Beton-Boden des Amsterdam vibrierte im schleppenden Tempo des Schlagzeuges und schien den heruntergestimmten Gitarren zusätzlich als Resonanzkörper zu dienen. Dazu Jón Hansen’s Stimme die mal verletzlich, leidend, mal laut bellend die Atmosphäre der Songs zusätzlich verstärkte. Nachdem der letzte Doom-Akkord verklungen war, sah ich einige Zuschauer, noch ganz gebannt auf die leere Bühne starren.

Rockig sollte es dann weitergehen, mit…

Endless Dark (IS) : Glaumbar

Endless Dark
(http://www.myspace.com/endlessdarkband)
Von Endless Dark hatte ich im Vorfeld schon sehr viel gutes gehört. Metal, Metal-Core könnte man die Richtung der Songs beschreiben, die ich im Vorfeld auf der Airwaves-Seite oder bei Myspace gehört hatte. Für das Konzert im Glaumbar schienen sie sich aber für ein accoustic-Set entschieden zu haben. Obwohl sehr gefühlvoll und ruhig gespielt, hatten die Songs eine unglaubliche Kraft und begeisterten die extra eingetroffenen Metal-Heads ebenso wie die wohl eher versehentlich oder zufällig anwesenden “Normalos”.
Ich hatte mich zwar auf ein weiteres Power-Konzert der harten, lauten Sorte eingestellt – erfreute mich dann aber sehr, ab dem Power-Konzert der leisen Töne. Gerne würde ich die Band aber trotzdem mal in der lauten Variante hören, vielleicht nächstes Jahr…

dann, Stilbruch!!!

GusGus (IS) : Reykjavík Art Museum

GusGus @ Reykjavík Art Museum
(http://www.gusgus.com/)
Glücklicherweise hatten wir auch dieses Jahre Presse-Pässe erhalten, sodass wir nicht in der langen Schlange vor dem Art Museum anstehen mussten, sondern komfortabel den Seiten-Eingang benützen durften. Drinnen hatten sich die schönen – und die weniger-schönen versammelt; rausgeputzt für einen Dance-Anlass, was es dann auch war.
Es war sicher ein ganz grossartiger Auftritt von GusGus, was auch an der Stimmung des Publikums zu messen war. Für mich war’s leider etwas zu fest “Disco” und nach den Bands des Tages, war ich hierfür leider nicht mehr so “offen”.

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