Konzert-Reisebericht Airwaves Festival Reykjavík 2010 (Freitag 15.10.2010)

Bedroom Community  (IS) feat. Pål Moddi Knutsen (NOR): - Kaffibarinn
(http://www.myspace.com/moddimusikk)

Moddi @ Kaffibarinn

Freitag liessen wir es etwas ruhiger angehen… auf dem Programm stand die Bedroom Community, sprich Valgeir Sigurðsson alias Bedroom Community zusammen mit Pål Moddi Knutsen, dessen Album „Floriography“ er ja auch produziert hatte. Sofort war spürbar, dass Valgeir die Songs und deren Charakter sehr gut kennt und versteht, mit feinen elektronischen Elementen reicherte er Moddis Musik an und betonte zurückhaltend feine Nuancen in dessen Musik.

Danach stand uns der Sinn nach einem Stilbruch; auf zu:

Angist (IS): - Sódóma
(http://www.myspace.com/angisttheband)

Angist @ Sódóma

Schon beim Eintreffen vor dem Sódóma waren die heruntergestimmten Gitarren und die dazugehörigen Stimmen zu vernehmen. Ein Lieferant lieferte gerade neues Bier an. Es war klar; hier startet heute die harte Fraktion durch… Drinnen etwa das selbe Bild, junge Menschen mit langen Haaren und Bärten, in Lederjacken gekleidet, richteten die Bühne ein. Auf der Raucher-Terrasse stand ein 2 Meter grosser Wikinger, der gerade dann die Blache (die den Regen der letzten Tage abgehalten und gesammelt hatte) kippte - als meine 1.60 grosse Person untendurch ging. Ich habe mir aber jeden Kommentar diesbezüglich verkniffen und ebenfalls eine Zigarette angesteckt.
Dann ging’s dann aber drinnen auch schon los. Die zwei gestylten Gitarren-Fröleins, der stämmige Bassist und der haarige Mann am Schlagzeug gingen mächtig zur Sache. Erstaunt über die Stimme der einen, doch sehr schlanken Dame (JA, wir haben’s gesehen; es ist eine Frau die da singt!!!) und die temporeichen Songs, schüttelten auch wir unsere spärlichen Haare.

Nach so viel „angry“ und „hate“ waren wir wieder bereit für den nächsten Stilbruch, mit:

Mugison (IS): - Iðnó
(http://www.myspace.com/mugison)

Mugison @ Iðnó

Und genau diese Art Stilbruch ist bei Mugison vorprogrammiert – nämlich in seinen Songs.
Mugison (Örn Elías Guðmundsson) ist einer der kreativsten und schrägsten Personen der neuen Isländischen Musikszene. (Es kommt ja nicht von ungefähr, dass zwei seiner Alben bei Mike Pattons (Faith no More, Mr. Bungle, Fantomas) Label „Ipecac“ erschienen sind.
Sein Auftritt begann damit, dass er jedem seiner Mit-Musiker einen Kuss aufdrückte. Auch seinem Gitarristen Petur Bén, den wir mit seinem Solo-Programm schon gesehen hatten.
Bei vielen Konzerten trugen die Isländischen Musiker dem internationalen Publikum Rechnung und hielten sich an die Englische Sprache. Nicht so Mugison – er sprach die ersten Worte nur auf Isländisch, bis er dann das Publikum fragte, wer denn Isländisch- und wer „nur“ Englisch verstünde.
Ein Grossteil meldete sich darauf bei „Englisch“. – Mugison fuhr daraufhin konsequent in Isländisch fort und ich war mir sicher, dass er irgendeinen „unsauberen“ Witz über das unverstehende Publikum machte – die Isländer jedenfalls lachten freudig.
Wir ebenso, aber insbesondere wegen seiner Musik, die riesig Spass machte. Schräg und abwechslungsreicht sang, krächzte und schrie er durch die Songs, welche allesamt viel rockiger als auf CD daherkamen. Es mag auch daran liegen, dass Gitarrist Petur Bén eine unglaubliche Spielfreude an den Tag legte. Das Ganze wurde dann noch gesteigert, als der glatzköpfige „Gunni“ von der Isländischen Band „Dr. Spock“ mit einer Flasche Bier und einer Flasche Schnapps auf die Bühne kam, um sich beim drauf folgenden Song schreiend am Boden zu wälzen, sich dabei ins Gesicht schlug und in beachtlichem Tempo die zwei Flaschen beinahe leerte. Für den letzten Song holte sich Mugison dann einen Mädchenchor auf die Bühne, welcher ihn mit lieblichen Stimmen begleiteten. Stilbruch eben!!!

Daraufhin waren wir reif für etwas Peace and Lööve - mit Reggae aus Island:

Hjálmar (IS): - Nasa
(http://www.myspace.com/hjalmarmusic)

Hjálmar @ NASA

Kurz vor dem Betreten des Clubs trafen wir noch Mária, die wir schon von unserem letzten Island-Besuch kannten zusammen mit ihrem Mann „Kiddi“ - Gitarrist bei Hjálmar und ein gefragter Produzent und Gastmusiker aus der Musikszene in Reykjavik, der recht entspannt wirkte und langsam in Richtung Bühne musste. – Reggae eben…
Pressebändel sei Dank; sind wir schnell an der grossen Schlange der wartenden Leute vorbeigekommen und konnten uns ein angenehmes Plätzchen in dem schon gut gefüllten Club suchen. So rasant wie sich der Club füllte, merkten wir schnell – die kennt man hier!!!
Schon von den ersten Tönen an, war das Publikum voll mit dabei, sangen die Texte mit (die, die Isländisch verstanden hatten) und es herrschte eine unbeschreiblich fröhliche und ausgelassene Stimmung im Saal,  (da kann man gut entspannt sein, vor dem Konzert…) die auch auf alle “nicht-isländisch-verstehenden” Leute sofort übergesprungen ist. – Ein sehr tolles Konzert!!!

Da sich dieser Abend kaum noch toppen liess, machten wir uns auf den Weg in unser Appartement.

(Bericht: Roger Rey; Fotos: Anita Steck)

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